Die Sache mit der Rangordnung
Uihuihui!
Da hab ich mir aber was angetan. Aber ich hab es ja auch nicht anders gewollt. Schließlich hat mich die Frau Rau von meinem Verlag ja gewarnt. Aber ich hab gesagt: „Nein Frau Rau, das mit der Rangordnung muss drin bleiben!“
Warum ich darauf bestanden habe, das will ich euch natürlich auch gerne verraten. Zunächst einmal möchte ich mir selbst wiedersprechen. Wie der Buddy schon geschrieben hat, liege ich ja selbst gerne auf der Couch und Meiner und Frau Neu haben da aber so gar überhaupt nichts gegen. Obwohl sie selber anderen Menschen ganz andere Ratschläge geben und eben auch noch lange nicht allen ihren eigenen Hunden erlauben, auf die Couch oder ins Bett zu kommen.
Als Faustregel könntet Ihr folgende Frage hernehmen: „Wenn mein Hund keine Probleme macht, warum soll ich ihn dann nicht auf der Couch, im Bett oder sonstwo schlafen lassen?“
An der Leine ziehen ist aber ein Problem. Und zwar ein ziemlich großes - für den Menschen genauso, wie für den Hund. Andere Menschen oder Hunde belästigen, wäre z.B. auch eines. Genauso wie „nicht allein bleiben können“ eines ist.
Hätte ich in meinem Buch jedes „Wenn“ und jedes „Aber“ schon beantwortet, bevor mich jemand danach gefragt hat, dann wäre das Buch doch viel zu dick geworden. Und eines möchte ich betonen: Kein Hund der Welt, auch ich nicht, wird vor Kummer sterben, nur weil er nicht mehr auf die Couch darf. Genauso, wie keiner von uns die reine Erfüllung auf der Couch finden wird – nein, wirklich und ganz bestimmt nicht! Es gibt aber durchaus Kandidaten, die vielleicht nicht gleich die Weltherrschaft an sich reißen, wenn sie mal einmal auf der Couch liegen durften, aber durchaus Zweifel an der Führung und Konsequenz Ihrer Menschen bekommen könnten. Wenn es damit im Großen und Ganzen schon nicht so toll aussieht oder sie einfach zu viele Schwächen haben, um einen sehr selbstbewussten oder einen sehr schissigen Hund durch diese Welt voller Gefahren führen zu können. Und allein das „Könnten“ reicht eigentlich schon, es lieber gar nicht erst zu probieren.
Ach, ja. Das Thema Rangordnung. Ich glaube das seht Ihr Menschen alle ein wenig zu verbissen. Denn es gibt zum einen die Schäferhundeführerstaffelfraktion, die Ihre Meinung hat. Und zum anderen gibt es eben die – ja wie nenn ich die? Kumpel wäre wohl das richtige Wort. Oder Tüddel? Nee, ich bleib mal bei Kumpel. Also die Kumpelfraktion. Die ist der Meinung, dass es keine Rangordnung gibt und es auch keine braucht. Und viele aus dieser Fraktion stören sich schon allein an diesem Wort. Alles was mit dem Wort „Rangordnung“ zu tun hat, ist Unfug und alle, die dieses Wort benutzen, sind einfach scheiße.
Natürlich hätte ich auch in diese Richtung heulen können. Hätte es „Verhaltenscodex“ oder so nennen können. Aber das habe ich extra eben nicht gemacht. Weil es nämlich allen beiden Fraktionen viel zu gut in den Kram gepasst hätte. Und weil beide Fraktionen dann nicht weiter drüber nachgedacht hätten. Das sollten sie aber unbedingt tun.
Der Herr Bloch sagt doch auch gar nicht, dass es absolut gar keine Rangordnung gibt. Das würde er sowieso nicht tun, solange er es nicht bewiesen hätte. Er hat seine Zweifel zu dem weit verbreiteten, allgemeinen Bild einer Rangordnung, stimmt.
Und er sagt, dass Ihr das nicht so engstirnig sehen dürft. Und das die (also jede Form von) Rangordnung letztlich nur zu einem einzigen Zweck dient: Dem ganzen Rudel und somit jedem einzelnen Individuum zu helfen, durchs Leben zu kommen. Die Rangordnung in einem Wolfsrudel dient in erster Linie dazu, im Zusammenspiel mit einer eindeutigen Kommunikation, Ernstkämpfe zu vermeiden. Außerdem gibt sie jedem Mitglied des Rudels die Möglichkeit, einer Art Richtschnur zu folgen und sich innerhalb verlässlicher Grenzen zu bewegen. Auf den Punkt gebracht: Innerhalb einer Rangordnung lebt es sich vielleicht nicht immer bequemer, aber sehr viel einfacher und verlässlicher. Und das ist für uns Hunde, die wir stets und immer im „hier und jetzt“ leben ungeheuer wichtig.
Eben dazu sollte eure Rangordnung auch dienen. Sie sollte Euch beiden helfen das Leben zu meistern und dafür sorgen, dass alle es im Leben ein bisschen leichter haben.
Euer Bertie